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Blick in die Asservatenkammer

05.11.2014 - Pressebericht der rga.Online (Remscheider General-Anzeiger) von Axel Richter - Mordwaffen unverkäuflich!
 

Vorweg:
Der Schein ist weg. Die 100 Euro, die die Entführer des Stinthengstes ihrem Bekennerschreiben beigelegt hatten, um eine Spendenaktion für den Stadtparkteich zu initiieren, liegen nicht mehr in der Asservatenkammer der Staatsanwaltschaft in Wuppertal. Staatsanwalt Wolf-Tilman Baumert wäscht seine Hände dennoch in Unschuld:

"Wir haben das Geld der Stadt Remscheid zukommen lassen." Die führt jetzt ein Spendenkonto für das Gewässer.

So bleibt die Suche nach dem Geldschein, die den RGA in die Katakomben der Anklagebehörde geführt hat, ohne Ergebnis. Hier hat er gelegen, nachdem die Kriminaltechniker ihn nach Fingerspuren untersucht hatten. Natürlich verbuchen die Strafermittler die Holzfisch-Entführung selbst als großartige Lokalposse. Staatsanwalt Baumert nimmt die Sache dennoch ernst: "Man kann nicht einfach eine Skulptur wegschnappen, selbst wenn man damit ein gutes Ziel verfolgt. Formaljuristisch ist und bleibt das eine versuchte Nötigung."

Ausgediente Beweisstücke werden meistbietend versteigert

Und doch: Die 44 Staatsanwälte der auch für Remscheid zuständigen Behörde haben anderes zu tun. Das zeigt der Blick hinter die gesicherten Räume an der Hofaue. Waffen lagern hier, Drogen, Beutestücke und auch die blutdurchtränkten Kleider von Gewaltopfern.

Es ist das Reich von Robert Klammer. Er ist der Herr der Asservatenkammer und der Auktionator der Wuppertaler Staatsanwaltschaft. Denn, Schnäppchenjäger wissen das genau: Diebesgut, das keinem Besitzer zugeordnet werden kann, oder auch Einbruchswerkzeuge, die der Einbrecher nicht zurückerhalten soll, versteigert die Behörde meistbietend im Internet.

Gestohlene Ikonen, kiloweise Wurstwaren und teurer Schmuck fanden so ebenso schon einen neuen Besitzer wie das Fluchtauto von Bankräubern. Die stellte die Polizei nach einer wilden Verfolgungsjagd. Ein Schrotthändler kaufte das reichlich ramponierte Fahrzeug.

Günstig zu haben sind auch Computer. Ohne Festplatte. Auf nicht wenigen Rechnern befand sich Kinderpornografie. Nicht jeder mag so etwas in seiner Wohnung haben und nicht jedes Tatmittel, das als Beweisstück ausgedient hat, kommt Robert Klammer unter den Hammer. "Zu berücksichtigen ist immer auch die Geschichte, die mit einem Gegenstand verbunden ist", sagt der Auktionator. Sensibel muss er vorgehen. Die 25000 Euro, die seine Versteigerungen pro Jahr der Landeskasse bescheren, retten den Haushalt letztlich nicht.
 

Alle Waffen, die in dem Keller lagern, sind erprobt

Und manche Dinge sind und bleiben unverkäuflich. Drogen und Waffen natürlich, die in jeweils eigenen Räumen unter besonderem Verschluss stehen. Spielzeug- und Gaspistolen liegen in Plastikboxen, Messer, Dolche, scharfe Pistolen sind in Kuverts verpackt, großkalibrige Gewehre stehen in Schränken. "Alles ist erprobt", sagt Staatsanwalt Baumert mit einem Blick auf das Arsenal. Noch werden die Waffen vor Gericht gebraucht. "Danach machen wir Altmetall daraus." Oder sie gehen zurück zur Polizei. Die Beamten nutzen die Messer gern bei Übungen zur Selbstverteidigung.

Robert Klammer, der seit 2006 über die Gegenstände wacht, die bei Raub und Mord eine Rolle spielten, reißt "so leicht nichts mehr vom Hocker", wie er sagt. Das "Leichenwasser" wurde gleichwohl zum geflügelten Wort in der Behörde.

Es war Wasser aus einer Badewanne, in der eine Frau ums Leben kam. Die Kripo ließ es in Kanister abfüllen und archivieren. Vielleicht, so die Hoffnung, würde es einst DNA liefern, die den Täter überführt.

Gebraucht wurde es dann nicht mehr. So wie der Geldschein der Stinthengstentführer. Allerdings nahm das Wasser einen anderen Weg als der Hunderter. Klammer ließ es die Toilette runtergehen.

Quelle: rga.Online

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